Freitag, 20. Januar 2012

Die BILD, die Piraten und die Sticker

Heute habe ich von der geplanten Aktion der BILD erfahren, alle Haushalte am 23. Juni mit einem kostenlosen Exemplar zu beliefern. Das Ziel dieser Aktion ist natürlich nicht, den Zeitungsausträgern mehr Arbeit zu verschaffen, sondern zum Einen neue Leser zu bekommen und zum Anderen durch Werbung trotzdem daran zu verdienen.

Ich halte nun nicht gerade viel von der BILD, daher werde ich, falls die Aktion stattfindet, das Blatt wohl ungelesen dem Altpapier zuführen, aber viel weiter tangiert mich das auch nicht.

Udo Vetter hat nun jedoch einen Blogeintrag veröffentlicht, welcher mir schon zu denken gegeben hat. Interessierte können ihn hier nachlesen:

http://www.lawblog.de/index.php/archives/2012/01/19/bild-soll-nicht-an-mir-verdienen/

Er weist darauf hin, dass man bereits vor Auslieferung widersprechen kann, und sich der Verlag laut aktueller Rechtssprechung daran halten muss. Dies hat natürlich mehrere Vorteile:

  • Weniger Papierverbrauch -> gut für die Umwelt (ganz plakativ ausgedrückt)
  • Weniger Werbeeinnahmen für die BILD, da Werbekunden natürlich nach Auflage bezahlen, und falls viele Leute widersprechen, sinken die Preise und damit die Einnahmen der BILD. Im Zweifelsfall muss BILD die Aktion vielleicht komplett einstellen, da es logistisch wohl schwer wird, deutschlandweit einzelne Haushalte von der Aktion auszuschließen.
  • Zuguterletzt spart es mir den Weg zum Mülleimer, das nehme ich auch als einen meiner persönlichen Vorteile auf

Für mich stand jetzt die Frage im Raum: Widerspreche ich der Zusendung oder nicht? Genau wie sich diese Frage jeder andere stellen muss.

Interessant wurde es jedoch bei einem Blick auf die Mailingliste BY-Orga der Piraten. Hier steht ein Thread mit dem Ziel, Aufkleber "Keine BILD einwerfen" mit Parteilogo zu erstellen und zu vertreiben.
Finden könnt ihr den hier:

http://news.piratenpartei.de/showthread.php?tid=103040

Die meisten werden wohl - ähnlich wie ich im ersten Moment - sich nicht großartig was dabei denken. Hier werden halt Aufkleber geplant, um gegen die BILD zu protestieren. Ist doch nicht schlimm, die BILD ist schließlich böse. Oder?

Falsch!
Hier wird nun versucht, auf Parteiebene den Vertrieb und den Gewinn einer Zeitung zu verhindern. Denn wie oben bereits geschrieben: Macht es eine Person -> egal. Machen es viele -> Logistische Katastrophe -> Verlust von Einnahmen bis hin zur Einstellung der Aktion.

Diese Aktion plant also, eine komplette Ausgabe einer Zeitung zu verhindern bzw. dieser Zeitung Verluste zuzufügen.

Auch hier werden sich viele noch denken: Ja und, es ist doch schließlich die BILD, die schreibt doch eh nichts Wichtiges.

Es ist dennoch falsch. Entscheiden sich genug Personen aus rein persönlichem Antrieb dazu, der Zustellung zu widersprechen oder solche Aufkleber anzubringen, ist das Ganze eine persönliche Entscheidung jeder einzelnen Person.

Aber sollen wir das wirklich im Namen unserer Partei machen? Die sich gegen Zensur ausspricht? Denn letztendlich läuft diese Aktion darauf hinaus, sofern sich genug Mitstreiter finden lassen. Wir zensieren die BILD, denn ohne Einnahmen lässt sich eine Zeitung nunmal schlecht an jeden deutschen Haushalt verteilen.

Ja, es geht um die BILD.

Ja, ich lese dieses Blatt nicht und denke oft schlecht über Menschen, die es tun.

Trotzdem: Beginnen wir als Partei mit Zensur gehen wir auf einen Weg, der in eine ganz böse Richtung führt.

Darum bitte ich euch alle: Widersprecht gerne der Lieferung, bastelt euch eure eigenen Sticker, oder freut euch auch über die BILD und lest sie, aber entscheidet das für euch selbst, und startet keine Partei-Kampagne.

Ihr beschwert euch darüber, dass eine Einzelperson ein Exemplar der EMMA verbrennt und bezeichnet das als Zensur, als Falsch, als Rechts, als Böse. Aber wenn es viele machen und es gegen die BILD geht, ist es richtig? Und ja, ich sehe den Unterschied zwischen einer Verbrennung und einem Sticker. Aber das Ergebnis dieser Aktion wäre weit schlimmer, und ich höre keinen Aufschrei? Schade. Sehr schade.



PS: Ich werfe hier übrigens garantiert NICHT dem Initiator der Sticker-Idee vor, Zensur betreiben zu wollen. Meiner Meinung nach hat er wohl nicht über die gesamte Tragweite nachgedacht und ich möchte hier einen Denkanstoß geben und NICHT über Patrick schimpfen.

3 Kommentare:

  1. ich versteht dein problem, kann dir aber nicht ganz zustimmen.

    wir als partei stehen der BILD grundsätzlich kritisch bis ablehnend gegenüber - ich denke, darüber sind wir uns einig.

    wenn wir nun als parteimitglieder über einen sticker auf dem briefkasten unsere meinung kund tun, dass wir BILD doof finden und nicht haben wollen, so ist das eben nur eine meinungsäußerung der person(en), die den sticker aufkleben.

    das parteilogo/-design können wir meiner meinung nach da auch locker mit drauf packen, da wir uns zum einen wie bereits erwähnt wohl ziemlich einig sind, was wir von der BILD und ihren praktiken halten und zum anderen eben auch die(se) freie meinungsäußerung unterstützen!

    zudem: wir verhindern ja nicht, dass die zeitung ausgeliefert wird an die (zugegebenermaßen bemitleidenswerten) personen, die sie wirklich lesen wollen

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    1. Sobald das Parteilogo genutzt wird, ist das eine Partei-Aktion.

      Und man verhindert - sofern genug Personen mitmachen - eventuell doch die Auslieferung, da es sich dann für die BILD nichtmehr lohnen würde (finanziell).

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    2. und? dann isses eben ne partei-aktion? wir sind doch alle für meinungsfreiheit, selbst denken und gegen manipulative presse, etc. - oder etwa nicht?

      und wieso verhindert ein kleber auf dem briefkasten die auslieferung? die wissen doch vorher nicht, wieviele leute kleben...
      die drucken einfach alle exemplare und wenn ein kleber aufm kasten klebt, dann wird die eben (sofern er beachtet und respektiert wird) wieder mitgenommen.

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