Sonntag, 6. Januar 2013

Blog-Umzug

So, heute zieh ich meinen Blog um!

Ihr findet meinen neuen Blog unter http://blog.wsteinert.org/

Hier habe ich neue Kommentare deaktiviert. Meine alten Posts sind umgezogen, die Kommentare leider nicht, darum lasse ich das hier einfach weiterlaufen, falls ihr was altes nachlesen wollt.

Sonntag, 25. November 2012

Der Bundesparteitag 2012.2 in Bochum – mein Fazit


Dieses Wochenende fand der Bundesparteitag (BPT) der Piratenpartei in Bochum statt. Es war mein erster Bundesparteitag, Parteitage auf Landes-, Bezirks- und Kreisebene habe ich schon ein paar mitgemacht, aber ein BPT ist doch allein aufgrund der Massen nochmal eine andere Erfahrung.

Es war spannend und wir haben es wirklich geschafft, ein paar Programmpunkte durchzubringen (und auch abzulehnen). Nicht immer war ich der gleichen Meinung wie der Parteitag, aber naja, das passiert bei Demokratie – und es war auch nichts überragend Schlimmes dabei, was mich groß ins Zweifeln bringen würde.

Kritik habe ich aber dennoch, und nicht zu wenig.

Die GO-Schlachten

Ist es neuerdings üblich, dass Anträge so oft abgestimmt werden, bis das Ergebnis den Wünschen unseres Wahlleiters entspricht und er nichtmehr seinen sofortigen Rücktritt/Austritt ankündigt? Wenn ja: könnte Herr Urbach dann in Zukunft bitte vorher sagen, welches Ergebnis er wünscht, damit wir nicht 5 mal abstimmen müssen? Oder das Ganze doch lieber als normales Mitglied machen und nicht als Wahlleiter?

Die GO – Antrag auf Ende der Debatte

In der diesmal genutzten Geschäftsordnung konnte eine Debatte (nach 15 Redebeiträgen) auf Antrag + Abstimmung sofort beendet werden. Auf diese Art wurden Minderheiten benachteiligt, die keine Chance hatten, sich einem solchen Antrag entgegenzustellen und auch wurde davon ausgegangen, dass die Nummer 16+ in der Reihe eventuell doch noch einen guten Beitrag hätte, der die Versammlung umstimmt. Lassen wir uns wirklich so sehr von der Angst vor Trollen leiten, dass wir lieber demokratische Grundlagen aufgeben, anstatt uns mit ein paar Trollen zu beschäftigen? Demokratie ist nicht einfach, nicht schnell. Aber wir wollen sie haben. Zumindest wollten wir das mal, hat sich das geändert?

Die GO – Quorum für geheime Abstimmungen

Und wieder treibt die Angst vor Trollen interessante Blüten. Geheime Abstimmungen haben einen Grund. Das Ziel ist es, Minderheiten vor sozialem Druck zu schützen und so eine freie Entscheidung zu ermöglichen. Auch hier ist es so, dass diese geheimen Abstimmungen von Trollen missbraucht werden. Leider. Aber gibt uns das das Recht, ein Quorum von FÜNFZIG Stimmen einzuführen? Ja, das sind nur 2,5% bei ca. 2000 anwesenden Mitgliedern. Aber ich, als recht aktiver Pirat, mit Beauftragung des bayerischen Landesvorstandes und dadurch viel Kontakt zu anderen Piraten, hätte Probleme, fünfzig Leute zu finden, denen ich zutraue, mich zu unterstützen, ohne mich der Gefahr auszusetzen, eben genau an Leute zu geraten, die mich diesem oben genannten sozialen Druck aussetzen könnten. Wie soll das einer Person gelingen, die einer Minderheit angehört, ohne entsprechend vernetzt zu sein? Nur in der Hoffnung, dass sich durch Zufall genug Leute in der Versammlung finden. So schützen wir unsere Mitglieder und deren freie Entscheidungen? Wirklich? Dann führt lieber Delegiertenversammlungen ein, die sich genau dafür wählen lassen, selbst unangenehme Entscheidungen zu treffen. Aber behauptet nicht, wir sind basisdemokratisch und erlauben die Teilhabe aller.

Die Versammlungs- und Wahlleitung

Ich weiß, VL und WL sind keine schönen Jobs. Macht man den Job gut, muss man ständig Leuten auf die Zehen steigen. Deswegen habe ich großen Respekt vor Leuten, die sich das trotzdem antun. Aber: Wenn ihr euch dafür bereit erklärt, müsst ihr euch auch an die Regeln halten. Wenn ihr das nicht könnt, seid ihr falsch für diesen Job. In dem Moment, wo ihr oben auf dem Podium steht, habt ihr nicht ständig eure Meinung zu GO-Anträgen, Wahlwiederholungen & Co. abzugeben. Ihr beeinflusst damit Leute oder nehmt es zumindest in Kauf. Und ja, meistens war ich sogar eurer Meinung. Meistens konnte ich es wirklich nachvollziehen, dass euch ein Antrag genervt hat. Trotzdem, bitte, haltet euch zurück.

Das Meinungsbild – manche sind gleicher

Der vorherige Punkt war eher eine Bitte an die VL, sich das zu Herzen zu nehmen. Aber dieser Punkt ist ein wirklicher Vorwurf:

Dass Bernd als Bundesvorsitzender einfach auf die Bühne springt, ein Meinungsbild einholt, abstimmt und die VL im Anschluss nur zahm und formal darauf hinweist, dass das ja so gar nicht ginge – das ist eine Sache. In diesem Fall sogar ok, auch die Begründung von Bernd lasse ich zu. Dass aber sofort im Anschluss einem anderen Parteimitglied das exakt gleiche Recht verweigert wird, ist unglaublich. Ist das unser vielbeschworenes „der Vorstand hat nicht mehr Rechte als jedes andere Mitglied sondern darf nur verwalten“? Entweder ihr lasst solche Ausnahmen dann bei anderen ebenfalls zu – oder ihr lasst es auch nicht beim Bundesvorstand zu. Dass die Versammlung in diesem Moment nicht wütend aufbegehrt, wie bei so vielen anderen Kleinigkeiten, ist mir echt unverständlich.

Aber auch das Meinungsbild von Bernd war ziemlich daneben. Erst wird eine Verlängerung der Versammlung von Parteitagen abgelehnt. Und jetzt plötzlich wird das anhand eines Meinungsbildes entschieden, ohne Diskussion, ohne Aussprache, ohne Möglichkeit zur Gegenrede? Und die Frage „wollt ihr Programm oder Vorstandswahlen?“ ist auch ziemlich manipulativ. Wer will denn wirklich Vorstandswahlen? Natürlich wollen wir Programmpunkte abstimmen. Aber halten wir es für sinnvoll? Bedeutet es sogar, dass wir mit der Arbeit des Bundesvorstandes (oder einzelner Vorstandsmitglieder) zufrieden sind, wie es jetzt hingedreht wird? Wohl kaum. Es heisst genau eines: wir haben keinen Bock, dauernd Vorstände zu wählen. Für notwendig erachte ich es trotzdem. Auch deswegen wären übrigens andere Meinungsbilder notwendig gewesen, denn genau das hätten diese liefern sollen. Egal ob die Versammlung meiner Meinung war oder nicht – dann könnt ihr sagen, die Versammlung ist zufrieden oder sie ist es nicht. Mit dem aktuellen Meinungsbild habt ihr nichts. Überhaupt nichts.

Auf die TO-Schlacht gehe ich übrigens nicht mehr ein. Das hat sich ja inzwischen auf jedem Parteitag eingebürgert. Wenigstens weiß ich bei solchen GO-Anträgen automatisch, welche Karte ich heben muss.

Fazit

Hört damit auf, aus Angst vor Trollen unsere Ansprüche an die Teilhabe aller weiter zu beschneiden. 
Hört damit auf, demokratische Grundzüge wie Minderheitenschutz abzuschaffen. 
Hört damit auf, unsere Partei zu zerstören, weil ihr Angst habt, dass andere unsere Partei zerstören.

Sonntag, 18. November 2012

So wird man mich los

Ich habe etwas getwittert, was euch stört? Oder habe ich eine Mail geschrieben, die euch nicht passt? Eventuell sogar meine Meinung geäussert? Oder etwas ganz anderes?

Egal: Ihr wollt mich loswerden! Das verstehe ich, wirklich. Darum möchte ich euch das etwas erleichtern.

Hier die Wege, mich loszuwerden:

PAV


Sicher die härteste Lösung, aber wenn ihr mich loswerden wollt, dann doch richtig, oder? Also fangen wir mal hiermit an.

Ich habe einen Antrag vorformuliert, den müsstet ihr nur noch bei der zuständigen Gliederung (ihr wisst doch sicher, welche das ist, oder?) einreichen. Vorher noch eine kurze Begründung überlegen (in den meisten Fällen reicht aber: "Er hat eine Meinung, die von meiner abweicht") und dann raus damit.



Hiermit wird der Vorstand darum ersucht, ein Parteiausschlussverfahren gegen Wolfgang Steinert zu beginnen.

Er hat der Partei auf schwerste Weise geschadet, indem er ... (hier bitte Begründung einfügen wie oben erwähnt)


sonstige Ordnungsmaßnahme


Euer PAV-Antrag ging nicht durch? Oder ihr glaubt noch an das Gute in mir und wollt es vorerst eine Stufe niedriger versuchen, mich auf Linie zu bringen? Ok, dann gibt es noch andere Ordnungsmaßnahmen. Diese solltet ihr wieder beim zuständigen Vorstand beantragen. In meinem Fall wären das (von unten nach oben) KV München, BzV Oberbayern, LV Bayern oder gleich der Bundesvorstand. Ihr solltet jedoch sinnvollerweise direkt beim Bundesvorstand starten, um eurem Anliegen auch die notwendige Wichtigkeit zu verleihen. Zur Not geht auch noch der Landesvorstand, aber darunter? Aber gut, es ist ja euer Antrag, ich will euch da nichts vorschreiben.

Hier also der Antrag (Begründung wieder passend einfügen, aber das kennt ihr ja noch vom PAV):



Hiermit wird der Vorstand darum ersucht, eine Ordnungsmaßnahme gegen Wolfgang Steinert zu verhängen. In diesem Fall ist ein/e Verwarnung/Verweis/Aberkennung der Fähigkeit ein Parteiamt zu bekleiden (hier nur eins auswählen) angebracht.

Die Ordnungsmaßnahme ist notwendig, weil ... (hier ist wieder der Platz für die Begründung)



Beauftragung aufheben 

Dies ist die letzte Option. Aufgrund meines Fehlverhaltens ist es untragbar, dass ich weiterhin eine Beauftragung des bayerischen Landesverbandes ausübe. Nachdem die Beauftragung vom Landesvorstand Bayern vergeben wurde, ist hier auch der richtige Ort, die Beauftragung aufzuheben.
Dazu stellt ihr folgenden Antrag an den Vorstand:


Hiermit wird beantragt, die Beauftragung von Wolfgang Steinert vom 23.03.2012 (zu finden hier: BY:6._Vorstand/Beschlüsse/81) mit sofortiger Wirkung aufzuheben. Aufgrund von ... (Begründung, ihr kennt das ja schon) ist es für die Partei nicht tragbar, ihn weiterhin in dieser Position zu beschäftigen.

Direkt im Anschluss sind ihm sämtliche Zugänge der BayernIT zu entziehen und zusätzlich auf der Homepage des Landesverbandes an prominenter Stelle ein Hinweis anzubringen, dass Wolfgang keine derartigen Zugänge mehr auszuhändigen sind.


Montag, 3. September 2012

Meine Geschichte

Einleitung

Kennt ihr diese Momente? Diese Momente, in denen man schwankt zwischen explodieren und aufgeben? Diese Momente, in denen man sich fragt, warum man sich das alles überhaupt weiter antut?

Nein? Dann seid froh darüber. Ich beneide euch. Denn ich kenne diese Momente. Vor einigen Jahren hatte ich diese regelmäßig. Inzwischen nur noch selten. Aber dann umso stärker.

Heute war es mal wieder soweit. Am Abend eines unspektakulären Tages. Ein bisschen lernen, ein bsischen Piraten, ein bisschen TV. Essen. Twittern. Dann kam der Abend, und dann kam das Telefonat.

Ich muss etwas weiter ausholen, damit ihr versteht, wovon ich rede. Die Geschichte - meine Geschichte - habe ich in dem Ausmaß erst wenigen Leuten erzählt. Manche kennen einen kleinen Teil davon, sogar im Radio habe ich davon einmal erzählt. Aber immer nur wenig. Ja nicht zu viel rauslassen. Stark bleiben. Ein Mann ist stark, oder? So wurde es mir zumindest eingepflanzt, von Familie, Schule, Freunden, dem Fernsehen.

Es gibt wenige Leute, die viel über meine Vergangenheit und meine Gefühle wissen. Genau genommen gibt es genau eine Person, der ich weit genug vertraue, um ihr alles zu erzählen. Ob es mir gut geht oder schlecht. Eine Person. Verdammt wenig. Aber es hat bisher gereicht.

Warum ich jetzt gleich meine Geschichte mit dem Internet, der Welt, euch, teilen werde, weiß ich auch nicht. Es befreit mich irgendwie. Vielleicht lösche ich diesen Post aber auch, wenn ich fertig bin. Wenn ihr das lest, hab ich das nicht getan. Wenn ihr das nicht lest, dann wisst ihr weiter nichts davon. So einfach. Euer Leben geht weiter, und auch meines geht weiter.

Meine Geschichte

Aber bevor ich euch weiter langweile, fang ich jetzt mal an:

Ich war nie ein "starker" Mann. Ich hatte Freunde, aber ich hatte nie viele Freunde. Das war mir auch nicht wichtig. Gute Freunde muss man haben, nicht viele. Ein kleiner Freundeskreis, dafür ein guter. Das hatte ich. Dafür kann ich dankbar sein. Und das bin ich auch.

So ist es bis heute geblieben. Die Personen haben zwar gewechselt, aber mein Freundeskreis ist weiterhin klein - aber fein.

Einen Nachteil hat das aber. Auch die Schule war entsprechend anders, wenn man nur in einer kleinen Gruppe "rumhängt", meistens mit Leuten, denen es ähnlich ging wie mir. Man zählt nicht zu den "beliebten" Schülern. Eine Sache, die Lehrer den Eltern gerne mitteilen. Man macht sich Sorgen, da der "soziale Stand" innerhalb der Klasse nicht so gut ist. Was solls. Wer gibt schon was auf Lehrer, oder? :)

Ich kam damit klar, in der Grundschule und auch die ersten Jahre im Gymnasium. In der achten Klasse dann durchgefallen, Latein ist auch eine echt nervige Sprache :) Am meisten gestört hat mich daran, dass ich in eine neue Klasse kam. Schon in der alten Klasse wenige Freunde, waren es in der neuen garkeine. Aber auch da fand ich mich hinein. Wieder ein kleines Grüppchen. Gute Freunde. Dachte ich.

Dann kam der Sportunterricht in der zehnten Klasse. Bisher hab ich mich da so durchgewuselt, sportlich und sportbegeistert war ich ja auch nie besonders. Aber die 2 Stunden pro Woche kriegt man auch rum. So war es zumindest bis dahin.

Ein Sportlehrer. Herr H. Hatte vorher wohl auch mal beim FC Bayern irgendeine Leichtathletik-Truppe unterrichtet. Irgendsowas. Es ist zu lange her, genau weiß ich es nichtmehr. Auf jeden Fall sportlich qualifiziert, darüber kann man wohl nicht meckern. Pädagogisch sah es da anders aus.

Personen, die sportlich waren, privat viel Sport machten, hatten einen tollen Unterricht bei ihm. Bei anderen sah es da weniger gut aus. Er forderte viel. Das wäre auch in Ordnung gewesen. Problematisch war es, wenn man nicht "lieferte". Damit konnte er nicht umgehen. Er versuchte es dann über "lächerlich machen".

"Du kommst die Stange nicht rauf? Sollen wir schieben? Lieber nicht, die Kraft bringen wir nicht auf"

Das ist zwar kein wörtliches Zitat, aber ich denke ihr versteht, was ich meine. Es wurde auf persönliche Mängel wie Gewicht, Brillen oder sonstiges "Nicht-Der-Norm-Entsprechen" eingegangen.

Heute würde ich sein Verhalten als Mobbing beschreiben. Damals nicht. Damals dachte ich nicht darüber nach, wie sein Verhalten war. Ich hoffte nur, dass es nicht mich erwischt. Aber auch das tat es. Oft. Sehr oft. Und was tat meine Klasse? Sie schwieg. Wenn man Glück hatte. Wenn man Pech hatte, gab es Lacher. Ich habe viel aus dieser Zeit vergessen und verdrängt, aber wahrscheinlich habe auch ich mitgelacht, wenn es andere traf. Ich schäme mich heute dafür. Auch wenn ich heute weiß, dass es aus Angst geschah. Angst, selbst der Nächste zu sein. Dennoch: ich schwieg und ich lachte.

Ich befand mich innerhalb der Gruppe und war froh über den Schutz, den diese bot. Aber ich schwieg. Ich lachte.

Bis zu einem Tag. Dort war wieder ich an der Reihe. Keine Ahnung mehr, was ich tun sollte und warum ich das nicht konnte. Ich habe es schlicht und einfach vergessen. Aber eines habe ich nicht vergessen. Die Worte von Herrn H. Es ging vorher schon einige Zeit. Und dann kamen diese Worte:

"Bis zum Schuljahresende mach ich dich so fertig, dass du vor mir auf dem Boden kriechst!"

Diese Worte. Ich weiß bis heute, wie schwer diese mich getroffen haben. Und ich weiß bis heute, wie mein Blick über die Klassenkameraden ging und ich diese schweigen sah. Bis sie lachten. Sie lachten! Während mir der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Sie lachten.

Ich war fertig. Ich hab irgendwie die Stunde hinter mich gebracht, danach war Schulende. Ich ging nach Hause. Ich erzählte nichts. Mein Vater merkte wohl auch nichts, als er heim kam. Nach außen war ich ruhig. In mir drin aber brodelte es. Ich war am Boden. Ich weinte. Alleine, in meinem Zimmer. Hauptsache es merkt niemand. Ein Mann weint nicht, wisst ihr? Schwachsinn, natürlich. Aber was hilft es einem Fünfzehnjährigen, der so denkt. Stark sein, das zählte für mich. Und ich war stark. Man merkte mir nichts an. Ich redete nicht darüber. Es war etwas, womit ich selbst klarkommen musste.

Kam ich aber nicht. Ich konnte nicht dorthin zurück. Zurück zu der Person, die mich gedemütigt hatte. Zurück in diesen Sportunterricht.

Aber ich hatte erstmal eine Woche bis zur nächsten Sportstunde. Ich war in der Schule. Körperlich. Geistig wohl nicht. Hingehen, dasitzen, heimgehen. Hausaufgaben. Schlafen. Die Woche verging und der Sportunterricht rückte näher. Mir war klar, dass ich keine weitere Stunde durchstehe. Also reifte im Lauf der Woche mein Entschluss, Sport zu "schwänzen". Ist eh die letzte Stunde. Fällt schon nicht so auf.

Gedacht, getan. Ich fehlte im Sportunterricht. Ich hatte nicht bedacht, dass ich am nächsten Tag von meiner Klassenleiterin angeredet werde, warum ich beim Sport gefehlt habe. Mist. Keine Ahnung, welche Ausrede ich mir einfallen ließ, aber es lief nicht gut. Ihr erzählen, was passiert war? Niemals.

Ein neuer Plan musste her. Zu Sport würde ich nicht gehen, das war mir klar. Ich wusste aber auch nicht, was ich meiner Klassenleiterin erzählen sollte. Was lag also näher, als auch ihren Unterricht zu schwänzen? Toller Plan, funktionierte auch am nächsten Tag. Am übernächsten Tag nichtmehr. Da hat sie mich gesehen, in der Pause vorher. Konnte also schlecht fehlen. Ich war also da. Die nächste Frage, wo ich am Tag vorher war.

Ich konnte einfach nicht. Ich konnte es ihr nicht sagen. Ich konnte aber auch nicht weiter so tun, als sei nichts geschehen und den Unterricht wieder besuchen.

Also kam der nächste Tag, an dem ich ihren Unterricht gehabt hätte. Ich ging in der Früh mit meinem Vater aus dem Haus bis zur U-Bahn, verabschiedete mich. Ich wartete, bis er um die Ecke war und ging wieder nach Hause. Genialer Plan! So muss ich nicht zu Sport, nicht zur Klassleiterin und laufe niemand von beiden über den Weg.

Mein Vater kam immer erst nach mir nach Hause, da die Schule früher fertig war. Also auch dort keine Gefahr. Die ersten Probleme waren also erledigt.

Die Probleme, mit denen ich mich tief in mir herumschlagen musste, waren es aber nicht. Ich war noch immer schwer getroffen. Ich kämpfte mit mir selbst, überlegte, wie ich aus all dem wieder herauskomme. Die Schule würde sich ja sicher melden und meine Eltern erfahren, dass ich nicht dort war. Was tun?

Hier komme ich an den Punkt, den niemand weiß. Bisher. Wirklich niemand. Und jetzt stelle ich es vielleicht ins Internet. Ich bin schon selten dämlich...

Was seht ihr als Ausweg? Bestimmt tausende. Ich heute auch. Heute. Damals nicht. Ich sah einen Ausweg: DEN Ausweg. Ende. Ich hätte meine Ruhe. Endgültig. Nie wieder derartiges erleben müssen. Nie wieder dieses Entsetzen spüren. Aber wie? Medikamente? Komm ich doch eh nicht dran. Pistole? Da komm ich ja noch eher an Pillen. Messer? Ich mich absichtlich schneiden? Nein, niemals. Ich hab damals wahrscheinlich alle Möglichkeiten durchgespielt, aber alle verworfen. Heute sage ich: zum Glück. Damals war ich darüber nicht so glücklich.

Das Problem war nämlich, dass ich jetzt keinen Ausweg mehr hatte. Ich ging weiterhin nicht zur Schule. In der Früh aus dem Haus. Verabschieden. Zurück. Jeden Tag die Angst, dass die Schule anrufen würde. Jeden Tag von neuem die Überlegung, ob es nicht doch einen "leichten" Ausweg gäbe.

Tat sie nicht. Eine Woche verging. Kein Anruf. Kein Brief.
Zwei Wochen. Kein Anruf. Kein Brief.
Drei Wochen? Gleiches Spiel.

Trotzdem jeden Tag die Panik, dass etwas kommen könnte. Dass ich auffliege. Aber am schlimmsten: Dass ich zurück muss. Zurück in die Schule.

Ich verkroch mich. Ich merkte, wie stark das Internet ablenken kann. MMORPGs, tolle Sache. Man ist konzentriert, denkt nicht länger an das Damokles-Schwert über sich. Man lernt Leute kennen. Man kann sich unterhalten. Gut unterhalten!

Und ganz plötzlich: Über die Probleme reden, die einen plagen. Verständnis erfahren. Den Leuten, mit denen ich damals Kontakt hatte, virtuell, nie getroffen und dennoch so unglaublich freundlich, habe ich wahrscheinlich endgültig zu verdanken, dass ich heute lebe. Durch diese Gespräche habe ich die Gedanken verloren, einen Ausweg zu suchen. Ich dachte nichtmehr darüber nach. Ich wusste natürlich, dass es alles irgendwann auffliegt. Aber ich wusste, dass ich damit klarkommen würde. Wie? Danach online gehen, und mit meinen Freunden (ja, es waren Freunde) darüber reden. Das würde die Probleme nicht lösen, aber den Knoten in mir lockern.

Gut, es kam so wie es kommen musste: Eines Tages kam mein Vater zur Tür rein. Zu früh. In meinem Kopf ging schon das rattern los, welche Ausrede ich bringen würde. Irgendwie musste ich ja erklären, dass ich um die Zeit schon zuhause bin. So weit kam ich aber nicht. Er hatte das Handy am Ohr. Meine Mutter am anderen Ende. Beide hatten einen Brief erhalten, meine Mutter hatte ihn zuerst gesehen und sofort angerufen.

Der Inhalt: Ihr Sohn war seit mehreren Wochen nicht in der Schule. Sie haben 1 Woche, uns dafür einen plausiblen Grund zu liefern, sonst fliegt er raus.

Ich gebe zu, das "rausfliegen" kam mir in dem Moment garnicht so schlimm vor. Wäre doch der Ausweg gewesen, den ich ständig gesucht habe. Wahrscheinlich unnötig zu erwähnen, dass sich meine Eltern darüber weniger gefreut haben, oder?

Es folgte ein langes Gespräch mit meinem Vater. Ich habe ihm in diesem Gespräch das erste Mal gesagt, was passiert war. Natürlich mehr oder weniger sachlich. Ich weine ja nicht. Bin ja ein Kerl. Ich habe aber trotzdem versucht, ihm zu erklären, dass ich nicht weiter in die Schule gehen würde. Sah er anders. Aber ok.

Am nächsten Tag war mein Vater in der Schule. Beim Direktor. Erzählte ihm, was passiert war. Erzählte ihm von dem Satz meines Lehrers. Von dessen Verhalten davor.

Seitdem weiß ich: Lehrer halten zusammen.

Als mein Vater wieder zuhause war, erfuhr ich, dass ich am nächsten Tag wieder dort erscheinen solle. Das kam nicht in Frage für mich. Auf keinen Fall. Also telefonierten meine Eltern mit dem Schulamt. Die Schule konnte mich nicht rauswerfen, schließlich hatten sie trotz wochenlangen Fehlens eines minderjährigen Schülers die Eltern nicht sofort informiert. Nicht die Antwort, die ich erhofft hatte.

Meine Eltern merkten aber irgendwann, dass ich nicht weiter zur Schule gehen würde. Keine Diskussion. Also war der nächste Schritt: Jugendamt. Meine Eltern fragten an, was sie tun könnten, sollten oder müssten.

Ich hatte übrigens währenddessen Internetverbot. Aber das ist nichts, was mich aufhalten würde. Passwörter. Pah. Lächerlich :) Ich konnte also weiter mit meinen Freunden reden. Ich konnte mir dort weiter Halt holen. Es ging mir nicht gut, aber ich konnte das durchstehen.

Achja, das Jugendamt. Die hatten die genialste Idee, die ich jemals gehört habe. Psychiatrie. Ich. Ihr könnt euch meine Begeisterung vorstellen? Aber: alles besser als Schule.

So kam ich in die Klapse. 8 Wochen lang. Heckscher Klinik. Jugendpsychiatrie. 8 Wochen lang, ein paar Gespräche mit dem Psychiater, vormittags Arbeitstherapie in der dortigen Gärtnerei, nachmittags mit den anderen Jugendlichen reden, langweilen. Rauchen. Ich hab aus den 8 Wochen genau eine Sache mitgenommen. Meine Zigaretten. Vorher Nichtraucher, jetzt Raucher. Hat sich gelohnt.

Das Schuljahr war damals zu Ende, ich kam aus der Psychiatrie nach Hause. Im nächsten Schuljahr sollte ich die Schule wechseln. Weg von dem Lehrer, weg von der Klasse. Runter vom Gymnasium, auf eine Realschule. Die zehnte Klasse wiederholen. Also nur noch 1 Jahr statt 4. Hat sich gut angehört.

War aber nicht so gut. Das Erlebnis hatte sich eingebrannt. Die Schule ging los, ich war den ersten Tag dort. Ich fühlte mich unwohl. Absolut nicht gut. Die Klasse war nett, die Lehrer auch. Aber ich war in der Schule. Irgendwas stimmte nicht.

Am zweiten Tag war ich unterwegs in Richtung Schule und das schlechte Gefühl kam wieder. Magenschmerzen. Ich dachte ich wäre krank, rief meinen Vater an er solle mich entschuldigen und stieg in den nächsten Bus Richtung Heimat. Die Magenschmerzen wurden besser. Jede Station, die ich mich von der Schule entfernte, sorgte dafür, dass ich mich besser fühlte.

Zuhause dann fühlte ich mich gut. Nicht krank. Sicher. Hier konnte mir nichts passieren. Komische Sache das Ganze. Vor Allem, als es am nächsten Tag genauso lief. Heute, jetzt kann ich das reflektieren, weiß ich, dass ich inzwischen Angst vor Schule hatte. Ganz allgemein. In der Schule lauerte Gefahr. Dort war ich verletzbar.

Die neue Schule war schneller. Nachdem ich dann 2 Tage unentschuldigt fehlte, erfuhren meine Eltern wieder davon. Wieder ein langes Gespräch. Wieder Jugendamt. Diesmal keine Psychiatrie. Ich glaube, die haben gemerkt, dass das nichts geholfen hat.

Das Jugendamt hatte schnell eine neue Idee: Betreute Wohngemeinschaften. Naja, klang besser als Psychiatrie, also warum nicht? Ich wollte in München bleiben, dort hatte ich noch ein paar Freunde (außerhalb der Schule). Verschlagen hat es mich aber dann nach Weilheim. Ich habe mir erst eine WG in München angesehen, in die man mich nur gefesselt bekommen hätte. Die WG in Weilheim - vom SOS-Kinderdorf - war aber anders.

Alleine der erste Eindruck und das erste Gespräch. Der WG-Leiter hat mich zwischendurch beiseite genommen. Er wusste, dass ich nicht glücklich war über die Idee, in eine solche WG zu ziehen. Noch dazu nicht in München. Er bot mir an, ein Wochenende "zur Probe" dort zu wohnen. Würde es mir nicht gefallen, würden sie mich nicht aufnehmen. Unabhängig von Jugendamt und meinen Eltern. Die Entscheidung läge bei mir. Das hat mich wirklich beeindruckt. Es war nur eine Kleinigkeit. Aber ich habe zugesagt. Ich war über das Wochenende da. Die Leute waren klasse. Sowohl die anderen Jugendlichen, als auch die Betreuer.

Als das Wochenende vorbei war, war meine Entscheidung gefallen. Ich würde dort einziehen. In die Schule gehn? Das sehn wir dann.

Es ging alles recht schnell. Plötzlich wohnte ich in Weilheim.

Aber auch dort kam der Ernst des Lebens schnell auf mich zu. Ich sollte mich an der dortigen Realschule anmelden. Allein dieser Weg fiel mir schon schwer, obwohl ich ja nur ein blödes Formular ausfüllen sollte. Noch nichtmal in den Unterricht gehen. Es ging aber. Angemeldet für den Rest der neunten Klasse. Die hatte ich ja schonmal bestanden, stand also nicht unter Stress bei Noten. Der Stress, überhaupt hinzugehen, reichte mir ja schon.

Ich werde jetzt nicht die ganze Geschichte aus Weilheim erzählen, das würde allein 10 Blogposts füllen, aber ich habe in Weilheim meinen Realschulabschluss gemacht. Es war viel Unterstützung durch die Betreuer, einen Psychologen und die großartigen Lehrer dieser Schule nötig. Außerdem doch einige Zeit, bis ich regelmäßig im Unterricht war. Aber ich habe es geschafft.

Dafür bin ich SOS bis heute dankbar. Ohne die 2 Jahre, die ich in der WG verbracht habe, keine Ahnung, wo ich heute stehen würde. Inzwischen habe ich eine Ausbildung (inkl. Berufsschule!) und mein Fachabitur (Schule!) fertig und studiere Informatik. An so etwas habe ich lange Zeit nicht geglaubt.

Ich war weiterhin ungern in der Schule. Ich fühle mich an Schulen weiterhin unwohl. Ich habe auch dort vereinzelt gefehlt, wenn es mal garnicht ging. Aber letztendlich habe ich es durchgezogen. Und damit so einige Leute überrascht, inklusive mir.

Im Nachhinein hat mich diese Geschichte geprägt. Ich bin stärker geworden. Bei einem anderen Fall von Mobbing in der Schule - bei einer anderen Person - bin ich aufgestanden und habe mich gegen eine Lehrerin aufgelehnt. Eigenlob stinkt, aber ich bin stolz auf mich. Wegen solchen Dingen. Ich will nie wieder in der schweigenden Gruppe sein. In der lachenden Gruppe. Ich weiß heute, welche Verletzungen so etwas reissen kann.

Ja, alles was passiert ist, hat mich auch geschwächt. Wie gesagt, ich habe Probleme in Schulen. Ich habe auch Probleme in großen Gruppen. Mir fällt es schwer, vor solchen Gruppen zu stehen, zu reden und mich der "Gefahr" auszusetzen, von der Gruppe verletzt zu werden.

Aber es hat mich soweit gestärkt, dass ich - wenn nötig - mich bewusst in solche Situationen begeben kann. Ich fühle mich nicht wohl, aber ich stehe das dann durch.

Zurück zum Anlass

Aber jetzt will ich zurückkehren zu dem Telefonat, welches mich heute so stark getroffen hat. Welches der Anlass zu diesem Post ist.

Genau genommen ist das Telefonat nicht so wichtig. Nur ein Satz daraus. Von meiner Mutter.

"Ich glaube, dass du damals wegen einer Internetsucht nicht zur Schule gegangen bist, du kannst doch nicht die ganze Schuld auf Herrn H schieben."

Vielleicht seht ihr nach meiner langen Erklärung, warum mich das getroffen hat. Es stellt nicht nur das in Frage, was mein bisher größtes Leid ausgelöst hat, es verteidigt nicht nur die Person, die dafür verantwortlich ist, es schiebt die Schuld dafür sogar noch darauf, was mir in dieser Zeit am meisten geholfen hat. Mehr als meine Eltern. Mehr als meine Mutter...

Das Internet, beziehungsweise die Leute, die mich damals aus dem größten Tief gezogen haben. Denen ich - vielleicht - mein Leben verdanke.

Aus diesem Grund sitze ich jetzt hier. Weinend. Als Mann. Und fühle mich trotzdem stark.








Update

Sascha Lobo hat das Thema in seiner Spiegel-Kolumne aufgegriffen. Der Artikel ist sehr lesenswert: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/sascha-lobo-das-internet-ist-nicht-schuld-a-853752.html

Update 2

Twister hat es auch noch bei Telepolis aufgegriffen in dem Artikel Last night a chatroom saved my life Auch den Artikel solltet ihr lesen!

Samstag, 1. September 2012

Meine Kandidatur für den Landesvorstand...

... werdet ihr hier nicht finden. Sorry.

Ich will nur mal sehn, wie viele Besucher ein solcher Post haben würde :)

Und nein, ich habe nicht vor, für den Vorstand (oder ein Mandat) zu kandidieren. Vielleicht (und zwar ein großes vielleicht) in ein paar Jährchen, momentan definitiv nicht ;)

Freitag, 17. August 2012

Assange - Asyl - Rechtsstaat

Nach langem Hin-und-Her wurde gestern in einer Pressekonferenz mitgeteilt, dass Ecuador Julian Assange Asyl gewährt. Ich habe den Großteil der PK auf BBC verfolgt.

Es gab eine lange Einführung über den Fall Assange und über die Drohungen der britischen Regierung. Wichtiger war jedoch die Begründung des Asyls. Ecuador hält es für möglich, dass Assange von Schweden aus in die USA ausgeliefert werden würde. Dort besteht zumindest die Möglichkeit, dass die Todesstrafe gefordert wird. Genug Aussagen von Politikern, Journalisten und anderen aus den USA dazu gab es ja. Dies reicht der Regierung in Ecuador, um Assange Asyl zu gewähren.

So weit - so gut. Dachte ich. Aber ich wurde eines besseren belehrt. Nachdem diese Pressemitteilung <https://piratenpartei-bayern.de/2012/08/17/piratenpartei-bayern-begrust-ecuadors-asyl-fur-julian-assange/> erschien, überschlug sich meine Timeline.

Es kamen Tweets von verschiedensten Leuten, die sich darüber beschweren, wieso sich die Piratenpartei Bayern über politisches Asyl für einen "Vergewaltiger" freut. Ob Assange bereit wäre, sich in Ecuador einem ordentlichen Gericht zu stellen. In einer "idealen Welt" würde Assange für seine Taten vor Gericht stehen.

Was diese Tweets alle übersehen:
1. Assange ist nicht verurteilt. Zu einem Rechtsstaat gehört die Unschuldsvermutung. Eine Person ist so lange kein "Täter", solange keine Verurteilung stattgefunden hat.

2. Der Vorwurf einer Vergewaltigung ist in diesem Fall nicht so einfach. Der Geschlechtsverkehr hat - laut Aussagen beider Seiten - einvernehmlich stattgefunden. Assange soll jedoch die Benutzung eines Kondoms verweigert haben. Wie es dann genau weiterging, weiß ich nicht. Entweder war es dann doch nichtmehr einvernehmlich (warum sagen dann selbst die Frauen dies?) oder sie haben sich halt darauf eingelassen. Das wäre dann aber höchstens dumm, keine Vergewaltigung. Zumindest in meinem Sprachgebrauch. Weiterhin soll sich Assange einer der Frauen während dem Schlaf "genähert" haben (Infos siehe z.B. hier: <http://www.stern.de/politik/was-wird-assange-eigentlich-vorgeworfen-1880012.html>). Ich kann hier die Beziehung nicht einschätzen, in manchen Beziehungen mag das durchaus in Ordnung sein, in anderen nicht. Ich bezweifle, dass meine Timeline das besser einschätzen kann als ich. Das wäre Aufgabe der schwedischen Gerichte.

3. Wer sich die PK angehört hat (den Tweets meiner TL nach bezweifle ich das bei 99%), hat auch mitbekommen, dass Ecuador mehrere Versuche unternommen hat, die Aufklärung der Vorwürfe zuzulassen. Ein Vorschlag war, die Anhörung (um mehr geht es bisher nicht in Schweden) in der Botschaft von Ecuador abzuhalten. Dazu hätten schwedische Ermittler/Richter/whatever nach London reisen müssen, aber hallo: Um den Vorwurf einer Vergewaltigung aufzuklären, wäre das doch wohl in Ordnung, oder? Weiterhin gab es den Versuch, Schweden eine Zusicherung abzuringen, dass Assange nicht weiter in die USA ausgeliefert werden würde. In diesem Fall wäre das Asyl unnötig gewesen. Das wurde jedoch scheinbar auch von den schwedischen Behören abgelehnt. Ob nun aus "Stolz" (wenn ja, was hätte Stolz bei solchen Vorwürfen zu suchen?) oder weil solche Pläne existieren, weiß ich nicht. Aber ihr wohl auch nicht, oder? Soviel dazu, Ecuador würde Assange der Gerichtsbarkeit entziehen.


Zusammengefasst muss ich sagen, dass es mich _massiv_ stört, wie Piraten in einigen Bereichen den hochgelobten Rechtsstaat mit Füßen treten. So oft, wie er hier gefordert wird, wenn es um Themen wie VDS geht, so oft wird er verteufelt, wenn es an Themen wie Vergewaltigung, Nazis & andere geht. Aber so einfach ist es nicht. Entscheidet euch: Wollt ihr einen Rechtsstaat - mit den vereinzelten Nachteilen, die er mit sich zieht? Oder wollt ihr keinen Rechtsstaat? Ich weiß, wie meine Entscheidung aussieht. Ich hoffe, ich treffe damit noch die Mehrheit unserer Partei. Sicher bin ich mir nicht.

Und ja, verflucht, ich freue mich auch nicht, wenn ein Vergewaltiger auf freien Fuß kommt und dann kurze Zeit später wegen dem nächsten Vergehen wieder im Knast landet. Aber ich freue mich darüber, dass wir in einem Staat leben, der Konzepte wie eine "zweite Chance" oder "Unschuldsvermutung" kennt. Tut mir einen Gefallen, und lernt auch ihr diese Konzepte kennen.

Freitag, 10. August 2012

Danke!

Ich habe am 18.7. diesen Spendenaufruf gestartet, um Rechner für die SOS-Kinder- und Jugendhilfen Weilheim zu sammeln.

Wir haben heute den 10.8. und ich kann verkünden: Geschafft.

Vielen Dank an alle, die sich gemeldet haben, besonders @xeeleeuniversum, @tarzun und @frl_sm1lla, von denen wir letztendlich insgesamt 8!! PCs bekamen. Damit konnte nicht nur der IT-Kurs ausgestattet werden, sondern auch die 3 Wohngemeinschaften konnten ihre (wirklich wirklich wirklich alten) Maschinen erneuern.

Vielen Dank!